Produktionsnotizen

 

Die ersten Dreharbeiten zu KINO FILM WIEN fanden im Frühjahr 2012 statt. Im English Cinema Haydn wurde damals gerade ein neues Kino – Saal 4 – gebaut und Christian und Herbert Dörfler gewährten mir Einlass. Die letzten Filmaufnahmen fanden im Sommer 2018 statt. Peter Kubelka erklärte mir im Österreichischen Filmmuseum das Unsichtbare Kino.  

Dazwischen liegen jahrelange Recherchen in den Archiven und Bibliotheken Wiens sowie bei Privatpersonen und die Suche nach Personen, die mir das Kino begreifbar machten: Ich fand sie in Anna Nitsch-Fitz, seit 1969 Betreiberin der Breitenseer Lichtspiele und Gerhard Gruber, dem besten Klavierspieler den es auf der Welt überhaupt gibt. Kinotechniker Horst Raimann öffnete mir die Tür zum Projektionsraum des Gartenbaukinos, schon 1960 war er bei der Eröffnung mit Kirk Douglas dabei gewesen. Stefan Nehez führte mich durch das von seinem Großvater 1906 gegründete Zentral-Theater für Kinematographie in Wien Ottakring und erzählte dabei von einem Beruf, den es schon lange nicht mehr gibt – dem Kinopendler.

Christian und Herbert Dörfler zeigten mir nicht nur den Umbau ihres Kinos, dem English Cinema Haydn, sondern machten auch auf das tragische Schicksal der jüdischen Vorbesitzer, der Familie Honig, aufmerksam. Klaus Christian Vögl wirft ein Licht auf das Rote Wien und seine Beziehung zum Kino, aber auch auf die Zeit nach 1945 und darauf, wie die stadteigene Kinobetriebsanstalt (Kiba) von den Arisierungen der Nazis profitierte. Michaela Englert und Henry Ebner erzählen vom Admiral Kino einst und jetzt,  einem jener zahlreichen Wiener Kinos, die 1938 von den Nazis enteignet worden waren.

Florian Pausch besucht mit uns das unter Denkmalschutz stehende ehemalige Eos Kino und zeigt uns Fotos vom letzten Betriebstag 2004. Harald und Peter Kotas erinnern an ihren Großvater und Vater Robert Kotas (1904 – 1973), dem bedeutensten Kinoarchitekten Wiens der Nachkriegszeit. Von über 40 Kinos steht heute nur noch eines: das Gartenbaukino. Peter Kubelka zeigt anhand einer alten Kamera, wo das Kino in der langen Kette von Maschinen, die den Film entstehen lassen, seinen Platz einnimmt. Michael Stejskal vom Votiv Kino berichtet über den Multiplex-Bauboom der Jahrtausendwende, Christof Papousek vom Start der Cineplexx Kinokette im Apollo Kino 1992 und darüber, wie es weltweit heute aussieht, in der neuen Zeitgeschichte des Kinos.

Der Frage Warum gehe ich ins Kino?, der bereits 1923 Wiener Kino, Das Blatt des Kinobesuchers nachgegangen ist, gehe ich in meinen Begegnungen mit dem Publikum fast 100 Jahre später wieder nach.

Archivmaterial ist ein ganz wesentlicher Bestandteil des Films. 

– Bei den Archivfilmen möchte ich die Austria Wochenschau-Sammlung des Filmarchiv Austria, die Filmdokumente des Österreichischen Filmmuseums über Wien in den 1920er Jahren sowie die Sammlung des Filmarchiv der media wien über die Entwicklung der öffentlichen Verkehrsmittel hervorheben.

– Fotoschätze konnte ich in Thomas Jelineks Privatarchiv, Florian Pauschs Kinodiasammlung, beim Bildarchiv Austria, in den Fotosammlungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs und des Wien Museums sowie bei Herwig Jobst ausheben, der 1980 alle Kinos von Wien fotografiert und mich auf das Tagblatt-Archiv der Wiener Arbeiterkammer aufmerksam gemacht hat, das 2002 an die Wienbibliothek übertragen wurde.

– eine reichhaltige Plakatsammlung konnte ich in der Wienbibliothek durchforsten, Zeitungen und Zeitschriften wie Das Kino-Journal (1908 – 1938), die Kinematographische Rundschau (1909 – 1916) und Der Kinobesitzer (1917 – 1919) in der Österreichischen Nationalbibliothek und im Theatermuseum nachlesen.

–  spannende Textdokumente wie Die Entwicklung des Wiener Kinowesenseine Rückschau aus dem Jahre 1929 auf das Jahr 1896 oder Kinopendler an der Arbeit bzw. Feierliche Eröffnung des FORUM Kinos … werden von Sprecher/Innen gelesen.