Regie Statement

 

Inspiriert zu Kino Wien Film hat mich mein vorheriger Film Der letzte Jude von Drohobytsch. Dabei ging es um Alfred Schreyer, einen Mann, der – wie es Hans Hurch bei der Viennale 2011 schrieb – , eine Geschichte zu erzählen hat, so unglaublich, dass ein Leben nicht ausreicht, sie zu fassen. Eine dieser für mich so unglaublichen Episoden aus Alfred Schreyers Geschichte war, dass er in der Sowjetunion Kinofoyerorchestermusiker gewesen ist. Dieses Wort, dieser Beruf – Kinofoyerorchestermusiker – zündete in mir den Funken, etwas über die Kinos von Wien zu machen.

2012 erfuhr ich, dass im English Cinema Haydn ein neues Kino (Saal D) gebaut wird. Herbert und Christian Dörfler gewährten mir Zutritt zu den Bauarbeiten und damit auch in die für Wien nicht untypische, tragische Vergangenheit ihres Hauses. In der Viennale Publikation – 50 Jahre, 50 Projekte – las ich über den Vorführer im Gartenbaukino Horst Raimann, wie er mit seiner jahrzehntelangen Berufserfahrung in der Kinotechnik dem Filmfestivals zur Seite steht. Ich wusste, hier liegt der Schlüssel für den Projektionsraum. Bald traf ich Florian Pausch und erfuhr – dank seiner Kinodiasammlung – vom Beruf des Kinopendlers. Später lernte ich tatsächlich einen ehemaligen Kinopendler kennen – Stefan Nehez. Viele weitere solcher Momente begleiteten mich im Laufe von fast sechs Jahren auf dem Weg zu einer Kinogeschichte Wiens, von 1896 bis heute.

Meine Herangehensweise ist so wie bei all meinen Filmen. Ich interessiere mich für ein Thema und die Menschen, die damit in Verbindung stehen. Ich studiere Originalquellen und versuche an längst vergangene Zeiten so nah wie möglich heranzukommen.

Gestalterisch spannend war, dass ich bei den Dreharbeiten plötzlich sehr viele nicht bespielte Kinoleinwände vor mir hatte – ein weißes Bild im Bild. Bei den Schnittarbeiten hatte ich viel Freude damit.

Paul Rosdy